Vorlesung: Algebraische Geometrie I (WS 2005/2006 Dr. Ulrich Görtz)

Die Algebraische Geometrie ist ein spannendes und modernes Gebiet der Mathematik. Ihr Ausgangspunkt ist das Studium von Systemen polynomialer Gleichungen in mehreren Unbestimmten. Die Algebraische Geometrie hat Verbindungen zu vielen Bereichen der Mathematik, wie zum Beispiel der komplexen Geometrie, der Zahlentheorie, der Topologie, aber auch zur theoretischen Physik.

In der Vorlesung beschäftigen wir uns zunächst mit dem 'klassischen' Standpunkt der Varietäten.

Im zweiten Teil lernen wir dann die von Grothendieck entwickelte Sprache der Schemata kennen. Der Begriff des Schemas verallgemeinert den der Varietät und bietet in vielen Fällen einen eleganteren Zugang. Die Einführung von Schemata hat in den 60er und 70er Jahren die Algebraische Geometrie revolutioniert; heutzutage bildet diese Theorie die allgemein akzeptierte Grundlage der Algebraischen Geometrie.

Die größere Allgemeinheit erfordert allerdings auch einen höheren technischen Aufwand. Wir werden in der Vorlesung sehen, dass es sich lohnt, diesen Preis zu zahlen. Die volle Kraft des Grothendieckschen Zugangs offenbart sich aber erst beim weitergehenden Studium der algebraischen Geometrie, zu dem die Vorlesung die Tür aufstoßen möchte.

Zeit und Ort: Mi, 8-10, SR B; Fr, 8-10, SR B.

Vorkenntnisse: Neben guten Grundstudiumskenntnissen (inklusive Algebra 1) wird eine gewisse Vertrautheit mit Grundbegriffen der kommutativen Algebra benötigt, insbesondere mit den Begriffen Primideal, Modul, Tensorprodukt, Lokalisierung --- siehe zum Beispiel die ersten drei Kapitel von Atiyah, Macdonald, Commutative Algebra.

Übungen: Zur Vorlesung finden Übungen statt.
Termin: Do, 14-16 h
Ort:Zeichensaal
Beginn: 20.10.2005

ÜbungsblattAbgabe am
Blatt 1 postscript pdf 26.10.2005
Blatt 2 postscript pdf 02.11.2005
Blatt 3 postscript pdf 09.11.2005
Blatt 4 postscript pdf 16.11.2005
Blatt 5 postscript pdf 23.11.2005
Blatt 6 postscript pdf 30.11.2005
Blatt 7 postscript pdf 07.12.2005
Blatt 8 postscript pdf 14.12.2005
Blatt 9 postscript pdf 21.12.2005
Blatt 10 postscript pdf 11.01.2006
Blatt 11 postscript pdf 18.01.2006
Blatt 12 postscript pdf 25.01.2006
Blatt 13 postscript pdf 01.02.2006
Blatt 14 postscript pdf 08.02.2006

Literatur:
Es gibt eine Unmenge an Lehrbüchern zur algebraischen Geometrie. Ich gebe hier eine Auswahl an. Vom Aufbau her orientiert sich die Vorlesung an

  • Mumford, The Red Book of Varieties and Schemes, Springer Lecture Notes in Math. 1358, pdf (zugänglich von Institutsrechnern)

Weitere grundlegende Referenzen sind

  • Dieudonné, J., Grothendieck, A., Eléménts de géométrie algébrique I-IV, Publ. Math. IHES 8, 11, 17, 20, 24, 28, 32 (1960-67), pdf (gescannt)
  • Hartshorne, R., Algebraic Geometry, Springer Graduate Texts in Mathematics 52
  • Shafarevich, I., Basic Algebraic Geometry 1, 2, Springer

Das Buch von Hartshorne ist wesentlich umfangreicher als das von Mumford, insbesondere wenn man die Übungen einrechnet; da diese für ein gutes Verständnis des Stoffes teilweise unabdingbar sind, ist das Buch aber auch nicht ganz leicht lesbar. EGA ist die Standardreferenz für die Grundlagen der algebraischen Geometrie. Hier werden die Grundlagen in großer Allgemeinheit, und sehr ausführlich gelegt. Auch wenn es zu Beginn schwierig ist, sich darin zurechtzufinden, sollte man das von Beginn an üben. Die Beweise in EGA sind klar und vollständig, und es lohnt sich, sich frühzeitig mit dem Aufbau des Werks vertraut zu machen. Dabei sei ganz allgemein bemerkt, dass Grundkenntnisse der französischen Sprache für ein Studium der algebraischen Geometrie auf einem höheren Niveau unabdingbar sind. Wer diese nicht hat, sollte in den nächsten Semsterferien einen Sprachkurs einplanen --- das lohnt sich auch ganz unabhängig von der algebraischen Geometrie. Die Bücher von Shafarevich sind eine gute Ergänzung zu den anderen Texten.

Ein neueres Buch, das leichter zugänglich ist als EGA, aber dennoch eine höhere Allgemeinheit als etwa das Buch von Hartshorne anstrebt, ist

  • Liu, Q., Algebraic Geometry and Arithmetic Curves, Oxford Univ. Press

Mit algebraischer Geometrie über den komplexen Zahlen und komplexer Geometrie beschäftigen sich zum Beispiel

  • Griffiths, P., Harris, J., Principles of Algebraic Geometry, Wiley Interscience
  • Huybrechts, D., Complex geometry, Springer Universitext

Es gibt auch eine Reihe von Vorlesungsskripten (von unterschiedlicher Qualität) im Netz, zum Beispiel:

Im Skript von Milne finden sich noch weitere Literaturangaben mit Kommentaren (denen ich im wesentlichen zustimme). Eine wesentlich umfangreichere Liste von Skripten hat Franz Lemmermeyer zusammengestellt. Schließlich noch einige Literaturempfehlungen zur kommutativen Algebra:

  • Atiyah, M., MacDonald, I., Commutative Algebra, Addison-Wesley
  • Eisenbud, D., Commutative algebra with a view toward algebraic geometry, Springer Graduate Texts in Mathematics 150
  • Matsumura, H., Commutative Algebra, Benjamin
  • Matsumura, H., Commutative Ring Theory, Cambridge University Press
  • Zariski, O., Samuel, P., Commutative algebra 1, 2, Springer Graduate Texts in Mathematics 28, 29.

Inhalt der Vorlesung:

1. Einführung
2. Varietäten
2.1 Affine algebraische Mengen
2.2 Die Strukturgarbe einer algebraischen Menge
2.3 Prävarietäten
2.4 Projektive Varietäten
2.5 Produkte und Separiertheit
2.6 Dimension
3. Schemata
3.1 Affine Schemata
3.2 Schemata
3.3 Faserprodukte, Separiertheit
3.4 Reduzierte und integre Schemata
3.5 O_X-Moduln
3.6 Unterschemata
3.7 Der funktorielle Standpunkt
3.8 Einfache Eigenschaften von Morphismen
3.9 Varietäten als Schemata
3.10 Projektive Schemata




Letzte Änderung: 15.03.2010, Sekretariat Prof. Dr. M. Rapoport